Floorball-Serienmeister schlägt sich selbst!
Bereits am 19. November 2024 trat die so sieggewohnte HTL Bau Informatik Design zur nächsten Titelverteidigung in ihrer Paradedisziplin Floorball Landesmeisterschaft Oberstufe an und musste sich letztlich – trotz eines herausragenden Lukas Burtscher – wegen einer diesmal viel zu löchrigen Defensive und eines geradezu tragischen Zwischenfalls durch das unberechenbare Lochbällchen mit dem 2. Rang in der Endabrechnung zufrieden geben.
Davon konnte im Vorfeld des Turniers überhaupt keine Rede sein, denn wie in beiden Bewerben zuvor stand erneut der überwiegende Teil der erfolgreichen Akteure im heurigen Aufgebot, um durch ein paar neue Mitstreiter ergänzt zu werden. Austragungsort (BRG Innsbruck West) und Wettkampfbedingungen für diese Form des Hallenhockeys (Kleinfeld etwa 22 x 12 m mit flacher Bande rundherum, winzige Tore in gut 2 m Abstand zur Begrenzung mit einer nicht zu betretenden Zone davor) waren daher mehrheitlich geläufig. Bei insgesamt 5 Teilnehmern traf jedes Team einmal auf jedes andere bei einer Matchzeit von 1 x 15 Minuten. Sämtliche Partien des hohen Favoriten liefen dabei mehr oder minder nach demselben Schema ab, nämlich als Spiel auf einer schiefen Ebene Richtung gegnerisches Gehäuse. Aber leider hatten an diesem (verwunschenen) Tag nahezu alle HTL-Cracks vor allem in den entscheidenden Momenten offenbar kein oder viel zu wenig Zielwasser getrunken, um sich öfter in die Torschützenliste einzutragen.
Der Auftakt mit dem BRG in der Au gestaltete sich jedoch noch in üblichen Bahnen, weil die bald übermütigen Gastgeber versuchten, ohne jegliche Rückversicherung einen offenen Kampf zu bieten, und damit zwangsläufig dem technisch und taktisch überlegenen Rekordmeister ins offene Messer liefen. Insbesondere der unwiderstehliche Burtscher hatte bei dieser Spielweise seine helle Freude und sorgte innerhalb kurzer Zeit mit einem Dreierpack für eine klare Führung, die Oskar Mathis bald darauf ausbaute. Coach Bodner konnte sich daraufhin den Luxus leisten, nacheinander den gesamten Kader einzusetzen, wobei der nur wenige Sekunden zuvor eingewechselte Dominik Todoric von der Mittellinie ins Schwarze traf und wenig später einen weiteren Treffer folgen ließ, ehe auch David Thaler die löchrige (und vielen zu leichte) Kugel im feindlichen Netz versenkte. Allerdings zeichneten sich schon jetzt Sorglosigkeiten und vermeidbare Fehler in der eigenen Hintermannschaft ab, was den bis dahin eigentlich hoffnungslos unterlegenen Gymnasiasten zwei billige Erfolgserlebnisse zum 7:2-Endstand ermöglichte.
Da sich die nächsten Rivalen in der Verteidigung als wesentlich hartnäckiger herausstellten und unsere Burschen anrennen ließen, um aus Ballgewinnen schnell Kapital zu schlagen, war es mit der Herrlichkeit des Titelverteidigers vorbei. Einerseits biss sich auch der aus allen Rohren feuernde Burtscher an der massierten Abwehr zunehmend die Zähne aus, weil fast stets entweder Schläger oder Körperteil eines Widersachers noch im Weg standen. Andererseits leistete sich die HTL-Truppe im Spielaufbau immer wieder z. T. leichtfertige Ballverluste, die von den darauf lauernden Gegnern meist prompt bestraft wurden. Die zweite Auseinandersetzung mit der HAK Innsbruck lieferte gleich ein anschauliches Beispiel dafür: Wohl erzielte Mathis nach schöner Vorlage von Vitus Simonek die Führung, als er nur mehr aus kürzester Entfernung in die leere Kiste einschieben musste. Die Handelsakademiker ließen sich aber davon nicht beirren, unterbanden erfolgreich weitere Angriffsbemühungen unserer Jungs und schafften etwas später folgerichtig den Ausgleich. Bald darauf nach einer zu riskanten Spielerei neben dem eigenen Kasten schlug es sogar nochmals ein, was der allgegenwärtige Burtscher mit einem Kracher in die feindlichen Maschen beantwortete. Als er eine kurze Verschnaufpause von höchstens 60 Sekunden benötigte, nutzten die aufmüpfigen Widersacher diesen Umstand, um neuerlich in Führung zu gehen. Nach sofortiger Rückwechslung dauerte es jedoch nicht lange, bis der Torjäger in geradezu unnachahmlicher Manier (Dribbling und Abschluss in höchstem Tempo) den verdienten 3:3-Ausgleich erzielte. Zu mehr reichte es allerdings bis zum Ertönen der Sirene nicht mehr.
Dieser bescheidene Auftritt sollte eigentlich eine ernste Warnung an den strauchelnden Favoriten sein, als Team geschlossen aufzutreten und die kommenden Herausforderer ja nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber leider entwickelte sich die dritte Partie mit der älteren Truppe der HAK Lienz zum reinsten Horrortrip: Erst ließ der ideal bediente Mathis die Riesengelegenheit aus, seine Farben in Front zu bringen, als er völlig unbedrängt aus nicht einmal 2 Metern nur die Stange traf. Dann sorgte ein kapitaler Stellungsfehler bei einem gescheiterten Angiffsversuch für den kuriosen Führungstreffer der Osttiroler, indem die gesamte Mitte der eigenen Platzhälfte völlig entblößt war und ein nicht einmal gezielter Klärungsschlag bald im Zeitlupentempo ins HTL-Gehäuse kollerte. Nach weiteren Aussetzern in der Abwehr musste der entsetzte Betreuer einen nicht für möglich gehaltenen 0:3-Rückstand zur Kenntnis nehmen, ehe die nun ununterbrochen auf dem Parkett wirbelnde Torfabrik zur Aufholjagd blies und in höchstens 2 Minuten mit einem Doppelschlag Marke „Burtscher“ den Serienmeister wieder heranbrachte. Doch auf einmal funkte ein mehr als dämlicher Zufall dazwischen, als ob sich alles gegen den Serienmeister verschworen hätte. Einen scheinbar harmlos die Bande entlang rollenden Ball wollte der auf dem Weg in die Ecke befindliche Thaler locker aufnehmen, als plötzlich nach der Mittellinie ein nicht sichtbarer Vorsprung in der Spielfeldbegrenzung die Kugel im rechten Winkel ablenkte und als traumhafte Auflage einem wie die Jungfrau zum Kind gekommenen Lienzer vor die Schaufel sprang, um sie gemütlich in die HTL-Kiste zu befördern. Zwar schaffte der unermüdliche Burtscher nahezu postwendend in einer herrlichen Einzelaktion den erneuten Anschluss, aber es sollte sich während der letzten Umdrehung des Sekundenzeigers keine weitere Tormöglichkeit mehr ergeben. Somit war die völlig unnötige 3:4-Schlappe perfekt und der heurige Titel futsch.
Das vierte und letzte Match gegen die jüngere Abordnung der HAK Lienz bot hinsichtlich Dramatik und Nervenkitzel eine ähnliche Achterbahnfahrt: Zwar handelten sich unsere Burschen diesmal nicht gleich eine Packung ein, ließen jedoch einen komfortablen Vorsprung zu einfach entgleiten und den bemitleidenswerten Coach ordentlich zappeln. Der Auftakt begann noch standesgemäß, als der überragende Burtscher (wer sonst?) einmal mehr sehenswert die Führung markierte, welche Leo Stoffaneller mit einem gezielten Fernschuss erhöhte. Danach verfiel allerdings die HTL-Auswahl in Lethargie und kassierte in der Folge zwei Einschläge, wobei der Ausgleich neuerlich auf beinahe haarsträubende Art zustande kam, indem ein Befreiungsschlag der Osttiroler vor dem eigenen Torraum weit über das Feld segelte und bald zwangsläufig seinen Weg in den Kasten der verdutzten Bautechniker fand. Das spornte wenigstens den gescheiterten Titelträger an, endlich mehr Schwung aufzubieten. So zeigte überraschend Jakob Haberl in einem Energieanfall seine Offensivqualitäten und preschte im Stil eines Burtschers durch die feindlichen Reihen, um bedauerlicherweise knapp am letzten Gegner zu scheitern. Immerhin stellte der kurz zuvor eingetauschte Lamprecht mit einem klassischen Abstauber die Weichen wieder auf Sieg, der aber bald darauf durch einen leichtfertigen Ballverlust tief in der Innsbrucker Hälfte und den daraus folgenden Gleichstand wieder hinfällig zu sein schien. Da explodierte in den letzten Zügen der Partie noch einmal Burtscher, der zu einem unaufhaltsamen Solo ansetzte und zum lautstarken Ärger der Lienzer 4 Sekunden (!) vor dem Abpfiff das Lochbällchen in die Maschen knallte. Mit diesem 4:3-Erfolg konnte der Rekordmeister noch Schadensbegrenzung betreiben und in der Schlusstabelle den 2. Rang belegen.
Dennoch ist dieses Abschneiden in Anbetracht des vorhandenen Potentials und der entsprechenden Erwartungshaltung als enttäuschend anzusehen, weil in erster Linie durch unerklärliche Aktionen und nicht für möglich gehaltene Schnitzer in Stellungsspiel und Abwehrverhalten eine weitere Titelverteidigung regelrecht vergeigt wurde. So kann man keine Raumaufteilung einnehmen, welche die gesamte Mitte in der eigenen Platzhälfte offen wie ein Scheunentor lässt. Insgesamt 12 Gegentreffer im Verlauf des Turniers (im Schnitt 3 je Spiel) sind einfach zu viel. In der Offensive blieb das gesamte Aufgebot bis auf den alles überstrahlenden Burtscher weitgehend blass, weil trotz redlicher Bemühungen entweder die letzte Entschlossenheit fehlte oder die Abschlüsse zu ungenau ausfielen. Auch wenn die leibhaftige Torgarantie (10 Stück!) in den eigenen Reihen steht, muss von den Mitstreitern einfach mehr kommen. Schließlich darf sich ebenso der Betreuer ankreiden lassen, die offizielle Höchstzahl an erlaubten Spielern (8) übersehen zu haben. Da insgesamt 10 Akteure an Bord waren, mussten ab dem zweiten Match im Austausch jeweils 2 Leute überhaupt pausieren. Außerdem gestalteten sich die Aufstellung der Startformation, die Verteilung der Einsatzzeiten und die Ansetzung der Wechsel zu einer unerreichbaren Kunst, alle Protagonisten zufrieden zu stellen. Daher wird es in der nächsten Saison ziemlich sicher 2 Mannschaften zu je 6 Spielern geben, die den Spitzenplatz zurückholen werden. Sämtliche HTL-Vertreter der heurigen Auswahl sind auch im kommenden Schuljahr einsatzberechtigt und haben (mit einer Ausnahme) etwas gutzumachen!
Stehend v. l.: Oskar Mathis (4bHBT), Jakob Haberl (4bHBT), Vitus Simonek (4bHBT), Thomas Arzberger (4cHBT), Dominik Todoric (3aHBT), Valentin Unterrainer (3aHBT).
Hockend v. l.: Lukas Burtscher (4bHBT), Max Lamprecht (3aHBT), David Thaler (4cHBT), Leo Stoffaneller (4aHBT).